der Hörverlag | 1999 | 1 AUDIO-CD | MDF | 690 MB | ALL-OS
Schlagschatten ist der zweite und wohl bizarrste Band der New York Trilogie.
Es ist (wieder) eine Detektivgeschichte oder, genauer, eine sogenannte mystery-novel, in diesem Fall gar eine meta-mystery-novel. Neben der Beschreibung der eigentlichen detektivischen Arbeit läßt uns der Autor auch an seinen Reflexionen über die Arbeit des Lesens und Schreibens teilhaben. Leicht ist es nicht, dem roten Faden der Erzählung zu folgen, denn er ist, um im Bild zu bleiben, weder rot, noch ein richtiger Faden. Das klingt nach dekonstruktivistischer Schwerstkunst, nach überbordender Selbstreferentialität (Oh Gott!!). Stimmt alles soweit; man merkt's bloß nicht, denn Paul Auster bleibt auch hier der Mann des eleganten, flach gehaltenen Wortwitzes.
Da das CD-Booklet einigermaßen mager ausfällt (einziger Kritikpunkt!), sei hier das Nötigste zum Verständnis nachgeliefert: Ein Mann, Blue, wird von einem anderen Mann, White, angeheuert, einen dritten namens Black zu beobachten und dessen Tun und Lassen minutiös zu notieren. Black nun sitzt den lieben langen Tag in seinem Zimmer und schreibt, wozu Blue, durch seinen Auftrag gebunden, sich schließlich ebenfalls gezwungen sieht. Als Blue zu merken meint, Black sei identisch mit seinem Auftraggeber White, beschließt er, zunehmend ratlos (wie wir Leser auch) und zornig, es auf eine Konfrontation ankommen zu lassen. Nach etlichen juristischen, familiären, ethischen und gedanklichen Turbulenzen kommt es zu einem überraschend gewalttätigen Showdown.
Die Produzenten dieses Audio-Books gehen mit hohem Anspruch an dieses Projekt. Die Story wurde so eingerichtet, daß eine fünfstimmige Partitur (zwei Sprecher, Kontrabaß, Piano/Orgel, Posaune) entstand: Die Musik liest sozusagen zwischen den Zeilen, macht die Gedanken und Gefühle des Protagonisten hörbar. Ein in diesem Fall höchst fruchtbares Verfahren und ein schönes Gegenbeispiel zu so vielen anderen Hörbüchern mit ihren hingeschluderten Begleitmusiken.
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